Maria Stockhaus

Sozial. Ökologisch. Gerecht.

Rede Klimastreik “Bus und Bahn statt Autobahn”
15. September 2023
Ich mit Mikro vor dem Lauti der Demo, während ich eine Rede halte.

Meine Rede zum Klimastreik am 15.09.2023 in Darmstadt zum anschauen, anhören und nachlesen.

Meine Rede auf Youtube


Liebe Freund*innen,

danke, dass wir heute hier gemeinsam auf der Straße sind.

Wir sehen auch dieses Jahr wieder extreme Wetterereignisse. Erst brennt es überall in Europa und dann haben wir Starkregenereignisse, die alles unter Wasser setzen. Ihr erinnert euch sicherlich an die Bilder des Wassermassen in der U-Bahn in Frankfurt.

Das liebe Freund*innen ist die Klimakrise. Das liebe Freund*innen ist die Zukunft, wenn wir jetzt nicht handeln. Und weder die hessische Landesregierung noch die Bundesregierung handeln, wie es dieser Krise angemessen wäre. Selbst die zu niedrigen Ziele schaffen diese immer wieder zu unterwandern. Weil unsere Energieversorgung noch immer auf Erdöl basiert. Weil unser Verkehrssystem auf Autos ausgerichtet ist.

Autos, die im Regelfall eine Person transportieren und 23 von 24 Stunden am Straßenrand stehen. Ich sage es nochmal: 23 von 24 Stunden werden 1 Tonne Fahrzeug nicht genutzt und geparkt. Und das bei fast 600 Autos auf 1.000 Menschen. Was ein Irrsinn. Was für eine Flächenversiegelung.

Und Gerade der Verkehrssektor ist es auch, dessen Emissionen sich seit 1990 in Summe kaum verändert haben. Sind die Emissionen in Deutschland in Summe um 40 Prozent zurück gegangen, hat der Verkehrssektor dazu genau Nichts, absolut nichts beigetragen. Und dennoch werden munter Autobahnprojekte ausgelobt.

Im Frühjahr wurden so 1.300 Kilometer Autobahn in 144 Projekten als vorrangig bezeichnet. Herr Wissing, das ist kein Pakt für Nachhaltigkeit. Das ist das Zementieren der Klimakrise. Herr Al Wazir, nur 23 von 30 Autobahnausbauprojekten zu priorisieren rettet nicht das Klima. Es zeigt lediglich, dass auch die Landesregierung nicht bereit ist, die Klimakrise ernst zu nehmen.

Aber wir, wir nehmen die Klimakrise ernst. Deshalb sind wir heute hier. Wir brauchen keinen 6-spurige A67 oder eine zehnspurige A5. Wir brauchen keine Verlängerung der A49. Wir fordern den sofortigen Stopp aller Autobahnprojekte. Jetzt! Denn liebe Herren Verkehrsminister: Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten.

Und wir brauchen nicht mehr Verkehr. Wir brauchen weniger. Wir fordern eine Verkehrswende. Eine sozial-ökologische Verkehrswende. Was braucht es dazu? Es braucht eine echte Alternative zum Auto. Statt das Geld in Autobahnen zu versenken, müssen Schienenstrecken reaktiviert werden. Es müssen Bus und Bahn flächendeckend ausgebaut werden. Flächendeckend! Nicht nur in der Stadt. Auch im ländlicheren Raum braucht es die Möglichkeit, das Auto stehen zu lassen.

Bus und Bahn müssen für alle zugänglich sein. Es kann nicht sein, dass es im Jahr 2023 immer noch Bahnhöfe gibt, in denen Treppen die einzige Möglichkeit sind und es keinen Aufzug gibt. Deshalb fordern wir ein hessenweites Modernisierungsprogramm, dass sich diesem Thema endlich nachhaltig und zügig annimmt

Wenn ich zugänglich sage, dann meine ich auch bezahlbar. Das Deutschlandticket und der Hessenpass mobil sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber es reicht noch nicht. Noch immer sind Menschen aufgrund der hohen Ticketpreise von der Nutzung von Bus und Bahn ausgeschlossen. Nicht jede*jeder weiß, ob sie*er am Ende des Monats 31 Euro überhaben wird. Und das am Besten 2 Monate vorher, denn das sind die Vorläufe für dieses verdammte Ticket.

Dem entsprechend sind 8,2% Preiserhöhung beim RMV ab 2024 eine absolute Frechheit. Wir fordern einen solidarisch finanzierten Nulltarif, damit alle einsteigen können.

Eine Verkehrswende, die auf Bus und Bahn setzt braucht auch Fahrer*innen. Braucht auch Menschen in der Instandhaltung. Diese brauchen eine Vergütung, von der mensch ohne Überstunden leben kann. Sie brauchen ausreichend Erholungszeiten und Schutz vor Überlastung.

Und ja, nicht alles muss mit Bus und Bahn erledigt werden. Wir brauchen auch endlich gut ausgebaute Fuß- und Radwege. Noch sind unsere Straßen aufgrund mangelnder Geschwindigkeitsbegrenzung, schmaler Fußwege, unzureichender Radwege gefährlich. Das muss sich ändern. Der öffentliche Raum muss für uns alle sicher sein. Dafür braucht das Auto Schranken.

Eine ökologische Verkehrswende, weil sie auf Bus und Bahn, Rad und Fuß setzt.

Eine soziale Verkehrswende, weil sie die Bedürfnisse aller Menschen einbezieht und nicht nur derer, die es sich leisten können.

Danke, dass ihr heute hier seid.

Danke

Danke auch an die vielen Aktivist*innen, die überall in Deutschland in Wäldern, Kohlegruben und auf den Straßen Widerstand leisten. Euch gehört unsere Anerkennung und unsere Solidarität.

Denn gegen die Klimakrise geht es nur gemeinsam.