Redebeitrag
Sehr geehrter Stadtverordnetenvorsteher,
werte Stadtverordnete,
„Ist das noch Wald oder kann das weg?“ Wenn mensch ganz ehrlich ist, dann stellt dieser Bebauungsplan genau diese Frage.
Wir reden gerade über 7,2 Hektar Plangebiet. Davon sind 5,1 Hektar als Gewerbefläche ausgewiesen. 2,1 ha sind es nicht; diese Fläche wird als Waldfläche gekennzeichnet.
In der Beschlussvorlage steht „Der Flächennutzungsplan ist für eine Teilfläche zu ändern“
Auf Seite 5 der Vorlage steht: „Die Darstellung ist je nach Entwicklungsziel für die dargestellten „Waldflächen“ in „gewerbliche Baufläche“ zu ändern. Und der Presse entnehmen wir folgendes Zitat von Herrn Kolmer: „Es ist nicht die Absicht originären Wald in Gewerbeflächen umzuwandeln“
Die Stadt will also eine Biotopkartierung machen. Ein Instrument, dass eigentlich dem Erhalt eines Biotop zugutekommen soll. Hier soll sie der Stadtregierung aber nur sagen, ob die Bäume, die hier nah bei einander stehen, wirklich ein Wald sind. Können die Bäume nicht als Wald definiert werden, werden sie als „gewerbliche Baufläche“ umgewidmet.
Was mich zu meiner Ausgangsfrage bringt: „Ist das Wald oder kann das weg?“
Verdammt nochmal nein!
Es ist vollkommen egal, ob die Bäume laut irgendeiner Definition Wald sind. In erster Linie sind es Bäume. Und die, Herr Kolmer, werden einfach nicht umgewidmet. So einfach ist das.
Und während Darmstadt real existierende Bäume zur Gewerbefläche machen will, verrecken in Indien die Menschen. Indien erlebt seit März eine extreme Hitzewelle. Der März war der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1901.
Die Folgen sind:
- Ernteausfälle von Weizen um bis zu 50%, es droht eine Hungersnot, nicht nur in Indien
- In den Berger schmelzen Schnee und Gletscher, Überschwemmungen drohen
- zunehmende Waldbrandgefahr dank der gleichzeitigen extremen Trockenheit, mit teilweise über 300 Bränden gleichzeitig
Und die Temperaturen in Indien liegen inzwischen nahe dem tödlichen Bereich. Noch etwas höhere Temperaturen und der Körper kann sich durch Schwitzen nicht mehr abkühlen Wer „Das Ministerium für die Zukunft“ gelesen hat, der weiß, was das an Elend bedeuten würde. In Indien stieg die durchschnittliche Temperatur aufgrund der globalen Erwärmung bereits um 1,3°. Nicht zum Ende des Jahrhunderts, sondern genau jetzt.
Während im globalen Süden Menschen an der Klimakrise sterben, bringt der Umweltdezernent eine Vorlage zur Beschlussfassung ein, die eine weitere Flächenversiegelung anstrebt.
Wer jetzt immer noch nicht verstanden hat, dass Natur wichtiger ist als Profite, der trägt seinen Teil zur Klimakrise bei; auch wenn die Profite hier Gewerbesteuern heißen.
Wie Linke fordern ein Ende der immer neuen Flächenversiegelung.
Wir fordern die Stadtregierung auf, sich endlich kritisch mit den Grenzen dieses Planeten und damit auch mit den Grenzen des Wachstums dieser Stadt auseinanderzusetzen.
Die Bäume auf dem Airfield Griesheim müssen stehen bleiben; egal ob sie das als Wald oder als Bäume tun.
Ergänzende Unterlagen:
Magistratsvorlage 2022/0083: Bebauungsplan W 67 – Ehem. Airfield Griesheim – (Aufstellungsbeschluss) und 18. Änderung des Flächennutzungsplans – Ehem. Airfield Griesheim – (Aufstellungsbeschluss)