Maria Stockhaus
Sozial. Ökologisch. Gerecht.
Geboren in Karl-Marx-Stadt und sozialisiert in Chemnitz, zogen meine Eltern in meinem 16. Lebensjahr nach Niederfrohna. Von da an fuhr werktags um 18 Uhr für mich der letzte Bus von Chemnitz ins Nachbardorf, von wo ich dann mein Fahrrad für die letzten drei Kilometer brauchte. Einen Führerschein habe ich dennoch nie gemacht. Zum Studium zog es mich nach Dresden an die Fakultät für Verkehrswissenschaften “Friedrich List”. Dort versuchte ich im Rahmen meiner Tätigkeit im Fachschaftsrat, die schlimmsten Auswirkungen des Bologna-Prozesses in schwierigen Diskussionen mit den Professor*innen abzumildern.
Nach dem Studium ging ich nach Frankfurt zur Deutschen Bahn und arbeitete dort 3 Jahre lang in Zeitarbeitsverträgen, bevor ich 2014 dann bei traffiQ (lokaler Aufgabenträger für ÖPNV) meine neue Wirkungsstätte fand. Dort habe ich mich mit Busvergaben, Vertragsmanagement, Fahrausweisprüfung, Einnahmenaufteilung und vielem mehr befasst.
2011 zog ich nach nur einem Jahr in Frankfurt nach Darmstadt, einer Stadt mit ähnlichem Charme wie Chemnitz – durch und durch liebenswert. Ich habe hier geheiratet, ein Kind bekommen, habe mich scheiden lassen und mich in die Politik neu verliebt. Meine Freizeit verbringe ich mit meinem Kind oder mit Politik – manchmal auch mit beidem gleichzeitig, da es für Menschen mit Kind sehr oft nicht möglich ist, beides gut oder wenigstens mit gutem Gewissen unter einen Hut zu bekommen. Abends lese ich eines meiner viel zu vielen ungelesenen Bücher oder zumindest die zwei Seiten, die noch zu schaffen sind.
Eine klimagerechte Welt
Die Erde brennt. Zu den Auswirkungen gehören brennende Wälder, Dürren aber auch Überschwemmungen. Die Klimakrise weltweit Ursache für Nahrungsmangel, die Destabilisierung ganzer Regionen und Fluchtbewegungen.
Bereits jetzt liegt die weltweite Klimaerwärmung bei 1,1 Grad. In Deutschland war 2022 (zusammen mit 2018) das wärmste Jahr mit einer Temperatur von 2,3 Grad über dem Durchschnitt. Hier in Darmstadt können wir die Auswirkungen anhand des zunehmend schlechten Zustandes des Westwaldes beobachten oder auch schlicht daran, dass es die Tage über 30 Grad seit 1940 viermal häufiger sind.
Die Klimakrise ist nur eine der vielen Krisen, die uns in diesen Tagen treffen. Und, sie trifft uns zwar alle, aber nicht alle gleich. Krisen treffen die Ärmsten unter uns am härtesten. Aus diesem Grund bin ich davon überzeugt, dass eine Lösung sowohl klima- als auch sozialgerecht sein muss.
Als einer der wesentlichen Treiber der Klimakrise muss der Verkehrssektor dringend transformiert werden. Verbrennermotoren jagen Treibhausgase in die Atmosphäre. Immer mehr Autobahnen versiegeln wichtige Flächen, zerstören Wälder und bedrohen Wasserschutzgebiete. Allein in Hessen wurden von 30 geplanten Autobahnprojekte 23 durch einen „grünen“ Verkehrsminister als vorrangig angesehen und sollen beschleunigt umgesetzt werden. Dies verstetigt eine Entwicklung, die es längst aufzuhalten gilt. Autos bedrohen sowohl Sicherheit als auch Lebensqualität. Wo eine Straße oder ein Parkplatz ist, ist kein Platz für Menschen. Kein Platz für Kinder zum Spielen. Kein Ort zum Verweilen.
Mobilität für alle
Gleichzeitig wohnen überwiegend Menschen mit geringem Einkommen an den größten Straßen mit der geringsten Begrünung. Und damit auch mit der höchsten Luftverschmutzung. Die Mieten sind günstiger, die Gefährdung durch Feinstaub höher.
Ich setze mich daher für eine soziale und ökologische Verkehrswende ein. Dafür muss selbstbestimmte und bezahlbare Mobilität als grundlegendes Recht verstanden werden. Busse und Bahnen müssen flächendeckend und mit dichtem Takt fahren. Bus und Bahn müssen bezahlbar sein. Dafür braucht es den Nulltarif und auf dem Weg dahin das 365-Euro-Ticket sowie ein Sozialticket für 9 Euro im Monat. Bus und Bahn müssen ergänzt werden durch ein gutes Netz an Rad- und Fußwegen. Barrierefreiheit muss sowohl an allen Haltestellen und Bahnhöfen gelten als auch im sonstigen Straßenraum. Bordsteigkanten sind abzusenken. Zur Sicherheit alle muss der Vorrang des Autos zugunsten der schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen, wie Kinder und älteren oder mobilitätseingeschränkten Menschen, reduziert werden. Bahnstrecken müssen reaktiviert werden. Städteplanung muss so erfolgen, dass Menschen nicht auf ein Auto angewiesen sind, um ihre verschiedenen Bedürfnisse wie Arbeiten, Einkaufen oder Kinderbetreuung erfüllen zu können. Ich werde mich gegen den Bau weiterer Autobahnen einsetzen.